Karl der IV und das Cölestinerkloster



Die Klosterkirche ist im frühgotischen Stil erbaut. Als Material wurde wie bei der Burg einheimischer Sandstein verwendet. Die Kirche besitzt einen einzigen Zugang durch das Portal an der Westseite; es liegt höher und ist durch halbbogenförmig angeordnete Stufen erreichbar. Das Kircheninnere misst in der Länge etwa 30 Meter und wird fast in der Mitte durch den kühn geführten und meisterlich gestalteten  Triumphbogen in Schiff und Chor gegliedert. An der Nordseite des Schiffes sind noch die Portale der drei Seitenkapellen erkenntlich.  An der Südwestseite der Kirche erhebt sich der 25 Meter hohe Kirchturm.

Kurz vor dem Himmelfahrtstage des Jahres 1366 fallen die Zittauer Ratsherren sprichwörtlich aus allen Wolken. In ihrer Ratsstube stehen zwei biedere Mönchlein: Cölestiner mit weißer Kutte und schwarzem Schultergehänge. Karl IV., ein strenggläubiger Katholik, hat sie von seiner Frankreichreise mitgebracht und nun halten die Mönche den erstaunten Ratsmitgliedern den Befehl des Kaisers unter die Nase, sie persönlich auf den Oybin zu führen.

"... und sie fingen an zu bauen, dass diese Stadt mehr als 200 Schock Unkosten hatte und viele Mühe und Arbeit hinein- und hinauszureiten, und das ganze Land geplagt wurde mit Lastfuhren und unzähliger Arbeit, dass es diese Stadt und das ganze Land in vielen Jahren nicht verwand."

Den Mönchen hatte die Waldeinsamkeit des Oybin gefallen und sie hatten mit Unterstützung Karls IV. begonnen, auf dem Berg eine Klosterkirche zu bauen. Von 1366 bis 1384 werkelte man auf den Oybin. Dem Frondienst für feudale Herren gerade entronnen, musste die Bevölkerung wieder Steine schleppen; diesmal für die frommen Gottesdiener. Der Baumeister der Klosterkirche wird in keiner Chronik erwähnt. Zahlreich aufgefundene Steinmetzzeichen deuten auf die Schule von Peter Parler von Gmünd, den Prager Dombaumeister, hin; die Kirche ähnelt in ihrer Anlage der Apollinariskirche zu Prag.
Etwa 180 Jahre bestand das Kloster auf dem Berg Oybin. Die Umwälzungen der Reformation, die auch in der Oberlausitz Eingang gefunden hatten, ließen unter anderem auch das Verlangen nach der klösterlichen Gemeinschaft absterben. Da sich kein Nachwuchs mehr einstellte und die alten Mönche allmählich ausstarben, war die Zahl der Mönche bis auf Prior Christoph Utmann (oder Ottomann) und den Mönch Balthasar Gottschalk zurückgegangen. Nach dem Tode Utmanns im Jahre 1555 wurde Gottschalk sein Nachfolger.
Arm , wie die ersten Mönche aus Frankreich gekommen, verließ der letzte den Berg und starb im Jahre 1568 auf dem Väterhof, dem Gästehaus der Cölestiner in Zittau.

Die Mönche hatten während der letzten Jahre harte Kämpfe um den Fortbestand ihres Klosters geführt. Ihnen war keineswegs verborgen geblieben, dass der einträgliche Besitz des Gebietes um den Oybin nicht nur im erstarkten Zittau das Verlangen geweckt hat, sondern auch beim Adel, besonders bei Ferdinand I. Er, als strenggläubiger  Katholik erzogen, hatte zunächst versucht jede gegenkatholische Bewegung in seinen Landen zu unterdrücken. So scheint er einerseits ein Freund der Mönche zu sein. Andererseits jedoch befand sich der Fürst in ständigen Geldverlegenheiten und die Cölestiner waren sicher nicht wenig erschrocken als an einem tiefverschneiten Wintertage das Jahres 1532 ein königlicher Kämmerer und der Landvogt Berka an ihre Pforte klopften. Sie sollten Untersuchungen anstellen über die Kirchengeräte und das bare Geld. Alle Ausflüchte und alles Bitten halfen den Mönchen nichts. Ferdinand brachte die Werte des Klosters an sich.
Nach den Cölestinern lebten kurze Zeit Jesuiten auf dem Berg. Sie fanden jedoch in der protestantisch gewordenen Umgebung kein Betätigungsfeld und verließen nach kurzer zeit Oybin wieder, um nach Prag zurückzukehren.

Der Bruch des Kaiserwortes an dem tschechischen Reformator Hus löste die Hussitenkriege aus. Empört über den Verrat in Konstanz und getragen von dem Willen nach religiöser und wirtschaftlicher Freiheit , begannen die Hussiten ihre Kriegszüge.
Es ist selbstverständlich, dass die Gegensätze zwischen Katholizismus und Hussitentum das Mönchskloster auf dem Oybin zu einem wichtigen Angriffsobjekt für das Heer des tschechischen Befreiungskrieges wurde. Zweimal wurde der Oybin angegriffen; zuerst im Jahre 1420 unter Zbynec Buchowec und Chwal Repicky von Machowec. In der Hauptsache dürfte es der Verdienst  der starken Mauern und Felsen sein, dass die Belagerer ergebnislos abziehen mussten. Damals sank der Meierhof am Fuße des Berges in Schutt und Asche.
Zum zweiten Male erschienen die Hussiten im Jahre 1429 vor dem Burgkloster. Es waren Truppen von Prokop dem Großen, deren Angriff vier Stunden lang gewährt haben soll. Wieder erwies sich die Verteidigungsanlage stärker als der stürmische Angriffswille der Hussiten. Der Oybin galt seit jener Zeit als uneinnehmbar.

einige Prioren des Klosters Oybin
(nach Berichten Moschkaus)

1390 - Petrus Zwicker
1401 - Nikolaus König
1412 - Martin von Striegau
1421 - Ullrich von Rohrbach
1424 - Jodokus
1444 - Johann von Bobersberg
1466 - Johann Bassaudi
1467 - Michael von Schwiebus
1471 - Bincentinus von Troppau
1492 - Andreas Schwabe
1507 - Thomas von Sorau
1508 - Gregor
1518 - Johann Rötlich, Hieronymus
1523 - Andreas Ringehut
1531 - Christoph Utmann (oder Ottmann)
1555 - Balthasar Gottschalk

 

(Quelle: Geschichte des Berges und des Ortes Oybin)